Stadtentwicklung

Unser Jena entwickelt sich nachhaltig

Für Bündnis 90/Die Grünen Jena muss die Planung städti­scher Flächen im direk­ten Abgleich mit den Zukunfts­zie­len zum Klima­schutz und zur Klima­an­pas­sung, der Ressour­cen­scho­nung, aber auch den Anfor­de­run­gen von Forschung, Wissen­schaft und Wirtschaft umgesetzt werden. Flächen­nut­zung muss den Notwen­dig­kei­ten bei Wohnen und Verkehr unter Berück­sich­ti­gung der Lebens­qua­li­tät in der Stadt gerecht werden. Dabei wollen wir ein aktives Handeln der Stadt, um bislang unter­ge­nutzte Flächen im städti­schen Innen­be­reich verfüg­bar zu machen.

Wer GRÜN wählt, stimmt für:

  • breite Bürger*innenbeteiligung bei wegwei­sen­den Baupro­jek­ten und dem Flächen­nut­zungs­plan.
  • stadt­ver­träg­li­che Nachver­dich­tung anstelle der Neuver­sie­ge­lung von Natur­flä­chen.
  • ausrei­chend Büro- und Gewer­be­flä­chen.
  • Begrü­nung und Entsie­ge­lung.
  • eine sichere und barrie­re­arme Stadt für Alt und Jung.

Für ein besseres (Stadt-)Klima

In klima­tisch stark belas­te­ten, überhitz­ten Berei­chen der Stadt wollen wir aktive Klima­an­pas­sung durch Begrü­nung und Entsie­ge­lung betrei­ben. Bauvor­ha­ben dürfen das Mikro­klima nicht nur nicht verschlech­tern, sondern müssen es verbes­sern. Die Verein­bar­keit von Regelun­gen des Denkmal­schut­zes und den nötigen Maßnah­men für Hitze­an­pas­sung, Wärme­däm­mung sowie Solar­an­la­gen wollen wir optimie­ren.

Klima­oa­sen – also Flächen mit Gewäs­sern oder einer hohen Dichte an ökolo­gisch wertvol­lem Wuchs an Bäumen, Sträu­chern und weite­rem Grün – haben eine große Bedeu­tung für das Stadt­klima sowie für das Ökosys­tem in der Stadt. Sie sollten jedoch nicht als Green­wa­shing für weitere Flächen­ver­sie­ge­lung herhal­ten, sondern wo immer möglich erhal­ten, geschützt, vergrö­ßert oder biolo­gisch aufge­wer­tet werden, beispiels­weise durch die Anpflan­zung höherer Bäume. In Stadt­tei­len mit hoher Verdich­tung möchten wir Fassa­den- und Dachbe­grü­nung beson­ders fördern.

Wir möchten die Fertig­stel­lung des Stadt­kli­ma­kon­zepts, das durch die Stadt als Fortschrei­bung der Jenaer Klima­an­pas­sungs­stra­te­gie von 2013 angekün­digt wurde, als Priori­tät behan­deln. Das Konzept wird Grund­prin­zi­pien einer klima­re­si­li­en­ten Stadt­ent­wick­lung fortschrei­ben, um die Stadt als attrak­ti­ven Raum zum Leben und Arbei­ten für die Menschen in Jena zu erhal­ten.

Wir wollen, dass Nieder­schlags­was­ser lokal aufge­nom­men und gespei­chert wird, anstatt es nur zu kanali­sie­ren und abzulei­ten (Schwamm­stadt, p Umwelt). Bei allen Gleis­sa­nie­run­gen und Neubau­ten im Straßen­bahn­netz sollen außer­halb von Querungs­flä­chen, soweit möglich, nur noch Rasen­g­leise Verwen­dung finden, um zusätz­li­che Flächen für die Wasserretention zu gewin­nen.

In städti­schen Zonen wollen wir Flüsse, Bäche und Seen als Freizeit- und Erholungs­raum sichern und die Saale­aue weiter­ent­wi­ckeln. Dabei wollen wir Erleb­bar­keit und Biotop­schutz in den Mittel­punkt rücken. Umwelt­schutz heißt für uns nicht, Menschen auszu­sper­ren, sondern ein Gleich­ge­wicht zwischen Mensch und Natur zu finden.

Klein­gär­ten und Gemein­schafts­gär­ten wirken sich – neben ihrer sozia­len Funktion– positiv auf die Frisch­luft­zu­fuhr für das Stadt­ge­biet und das Stadt­klima aus. Klein­gär­ten sind vom Menschen umgeformte Natur, die dennoch Insek­ten, Vögeln und kleine­ren Säuge­tie­ren Lebens­raum bieten kann. In den vergan­ge­nen Jahren ist zudem zuneh­mend ein Wandel zu einer natur­ver­träg­li­che­ren und nachhal­ti­ge­ren Nutzungs­weise festzu­stel­len. Deshalb möchten wir Klein­gär­ten flächen­de­ckend erhal­ten und neue Flächen für diese Nutzung auswei­sen. Es sollen ausrei­chend Flächen vorhan­den sein, um den Bedarf an Klein­gär­ten decken zu können.

Konzepte wie die Essbare Stadt, Urban Gardening oder Solidarische Landwirtschaft tragen ebenfalls dazu bei, die Stadt zu begrü­nen und besser an Klima­ver­än­de­run­gen anzupas­sen. Sie bieten gleich­zei­tig die Möglich­keit, Alter­na­ti­ven zur indus­tri­el­len Landwirt­schaft zu erpro­ben und auszu­bauen. Wir werden uns dafür einset­zen, dass diese Initia­ti­ven durch die Stadt beson­ders unter­stützt werden.

Für breite Bürger*innenbeteiligung bei wegweisenden Bauprojekten und dem Flächennutzungsplan

Wir werden große Flächen­ent­wick­lun­gen im Zentrum Jenas im Inter­esse einer lebens­wer­ten Stadt voran­brin­gen. Dabei bezie­hen wir beson­ders die Aufent­halts­qua­li­tät im öffent­li­chen Raum sowie Klima- und Umwelt­aus­wir­kun­gen mit ein. Der Prozess zum Eichplatz mit seiner breiten Bürger*innenbeteiligung ist hier Vorbild für andere Flächen­ent­wick­lun­gen. Wichtig sind uns umfas­sende und nieder­schwel­lige Infor­ma­ti­ons­an­ge­bote zu und an den geplan­ten Großbau­pro­jek­ten.

Für die Entwick­lung der verschie­de­nen Campus­stand­orte sind uns Klima­an­pas­sung und Zwischen­nut­zungs­kon­zepte wichtig. Bei der Klima­an­pas­sung wird der Ernst-Abbe-Platz Modell­wir­kung erzie­len – hier ist für uns in den weite­ren Planun­gen entschei­dend, dass auch die Belange der Studie­ren­den mit einbe­zo­gen werden.

Wir wollen die Entwick­lung des Eichplatz­are­als voran­brin­gen. Dabei sind uns eine hochwer­tige Archi­tek­tur und Räume zum Sitzen, Schlen­dern und Verwei­len, also eine verbes­serte Aufent­halts­qua­li­tät, wichtig. Sowohl die zehn von der Bürger­werk­statt erarbei­te­ten Grund­sätze als auch der Rahmen­plan sind für uns nicht verhan­del­bar. Es soll eine städti­sche Mitte mit einem hohen Grünan­teil, inter­es­san­ter Archi­tek­tur und angeneh­mer Atmosphäre entste­hen, die der Jenaer Bevöl­ke­rung deutlich mehr zu bieten hat als der bishe­rige Parkplatz. Für das zweite Baufeld möchten wir eine öffent­li­che Nutzung sichern und die Flächen nur in Erbbau­pacht verge­ben.

Für das Bachstra­ßen­areal streben wir als inner­städ­ti­sches Entwick­lungs­ge­biet gemein­sam mit der Univer­si­tät schnellst­mög­lich eine neue, sinnvolle Nutzung an. Diese Weiter­ent­wick­lung wollen wir unter Betei­li­gung der Anwoh­nen­den und Bürger*innen voran­trei­ben. Das Gebiet soll möglichst schnell Teil des (universitären) Gemeinwesens werden. Die mögli­che Erschlie­ßung mit Wohnun­gen begrü­ßen wir genauso wie eine sinnvolle Verlän­ge­rung der bestehen­den Straßen­bahn­an­bin­dung. Gegen­über dem Land Thürin­gen möchten wir erwir­ken, dass das Areal nicht länger brach­liegt.

Bei der Aufstel­lung von vorha­ben­be­zo­ge­nen Bebau­ungs­plä­nen werden wir die Auswir­kung eines Vorha­bens auf die Emission von Treib­haus­ga­sen berück­sich­ti­gen. Auf Basis der gesetz­li­chen Grund­la­gen und in Abstim­mung mit dem Vorha­ben­trä­ger setzen wir uns für einen klima­neu­tra­len Bau und Betrieb neuer Gebäude ein. Bei der verkehr­li­chen Erschlie­ßung sollen die Verkehrs­mit­tel des Umwelt­ver­bunds beson­ders berück­sich­tigt werden.

Für eine verkehrsberuhigte und menschenfreundliche Innenstadt

Wir Bündnis­grüne setzen uns für eine Verkehrs­be­ru­hi­gung der gesam­ten Innen­stadt ein. Dort sind alle sicher unter­wegs und gibt es mehr Grün und Sitzmög­lich­kei­ten. Sowohl das Einkau­fen als auch konsum­freies Verwei­len und Spazie­ren werden angeneh­mer. Wir wollen es attrak­ti­ver machen, die Innen­stadt zu Fuß, mit Bus, Straßen­bahn oder Fahrrad zu besuchen, und dort durch weniger Verkehrs­lärm einen schönen Ort der Begeg­nung schaf­fen. Pkw wollen wir vorran­gig in den bestehen­den Parkhäu­sern und Tiefga­ra­gen

unter­brin­gen, um die Flächen der Innen­stadt ander­wei­tig nutzen zu können, beispiels­weise für Entsie­ge­lung und mehr Stadt­grün. Damit stärken wir die Innen­stadt in ihrer Aufent­halts­qua­li­tät und ermög­li­chen wertvolle Beiträge zu Klima­an­pas­sung und Klima­schutz in unserer Stadt.

Durch den neuen Campus am Insel­platz erwei­tert sich der Kern der Innen­stadt organisch, wodurch die Attrak­ti­vi­tät des Zentrums steigt und sich weitere Entwick­lungs­mög­lich­kei­ten eröff­nen werden. Um eine enge Anbin­dung des Campus an das Zentrum zu gewähr­leis­ten, ist die Verkehrs­be­ru­hi­gung des östli­chen Löbder­gra­bens notwen­dig. Ziel ist hier eine schnelle Verbes­se­rung der Bedin­gun­gen für den Fuß- und Radver­kehr – besten­falls noch vor der Fertig­stel­lung des Insel­platz-Campus. Eine mögli­che Wieder­auf­lage des Konzepts „Insel­platz­park­haus“, das aus kommu­na­len Mitteln finan­ziert werden soll, lehnen wir ab.

Für stadtverträgliche Nachverdichtung anstatt Neuversiegelung von Naturflächen

Die Flächen­auf­tei­lung und das Verhält­nis der unter­schied­li­chen Nutzungs­ar­ten im Stadt­ge­biet wollen wir im Rahmen der Fortschrei­bung des Flächen­nut­zungs­plans überprü­fen. Für die jetzi­gen Planun­gen und Verän­de­run­gen sowie auch für alle zukünf­ti­gen Fortschrei­bun­gen müssen Klima­schutz und Klima­an­pas­sung entschei­dende Krite­rien sein.

Bei der Fortschrei­bung des Flächen­nut­zungs­pla­nes ist eine umfang­rei­che Bürger*innenbeteiligung wichtig, etwa in Form von Online-Befra­gun­gen und ‑Ideen­samm­lun­gen, aber auch öffent­li­chen Veran­stal­tun­gen insbe­son­dere in den Ortstei­len (beispiels­weise als World-Café zu einzel­nen Nutzungs­ar­ten). Damit sich haupt­säch­lich im Ehren­amt arbei­tende Akteur*innen am Prozess betei­li­gen können, sind ein angemes­se­ner Zeitraum für die Einrei­chung von Stellung­nah­men einzu­räu­men und Infor­ma­tio­nen niedrig­schwel­lig aufbe­rei­tet zur Verfü­gung zu stellen.

Die oft techni­schen Darstel­lun­gen und Beschrei­bun­gen sollen anschau­lich durch Visua­li­sie­run­gen ergänzt werden. Diese Infor­ma­tio­nen und deren dazuge­hö­rige Daten sollen immer auch in der Vorha­ben­liste der Stadt­ent­wick­lung und auf dem Open-Data-Portal der Stadt zur Nachnut­zung und Diskus­sion bereit­ge­stellt werden. Geo-Daten sollen außer­dem im Karten­por­tal der Stadt verfüg­bar gemacht werden. Für all diese Infor­ma­ti­ons­quel­len wollen wir umfang­rei­che Such- und Recher­che­mög­lich­kei­ten.

Eine Vergrö­ße­rung des Innen­be­rei­ches oder Bebau­ung im sogenann­ten Außen­be­reich soll wenn überhaupt nur sehr behut­sam und zurück­hal­tend, mit beson­de­rer Rücksicht auf eine möglichst kleine Flächen­ver­sie­ge­lung gesche­hen. Natur­schutz- und Landschafts­schutz­ge­biete sind zu Recht beson­ders schüt­zens­wert. Die Wieder­nutz­bar­ma­chung von Brach­flä­chen hat für uns unbeding­ten Vorrang vor Neuver­sie­ge­lung.

Die Neuver­sie­ge­lung von Flächen möchten wir generell reduzie­ren und besten­falls gänzlich vermei­den. Ziel ist ein Flächen­kon­zept mit einer Netto-Null-Neuver­sie­ge­lung. Wenn dennoch Boden versie­gelt werden muss, werden wir konse­quent an anderen Stellen auf dem Stadt­ge­biet unter anderem durch Entsie­ge­lung ausglei­chen. Dafür soll eine Entsie­ge­lungs­stra­te­gie entwor­fen werden, die verschie­dene Ressour­cen und Anreize für Flächen­ent­sie­ge­lung (Förder­pro­gramme, Beratung, Kataster) bündelt.

Nachverdichtung im städti­schen Innen­be­reich und in den Ortstei­len ist der Entwick­lung von Flächen im Außen­be­reich vorzu­zie­hen. Aller­dings müssen in bereits stark verdich­te­ten Arealen, vor allem im Stadt­zen­trum, mögli­che negative klima­ti­sche und ander­wei­tige Folgen in Bauent­schei­dun­gen mit einbe­zo­gen und Grenzen des Wachs­tums akzep­tiert werden.

Für ausreichend Büro- und Gewerbeflächen

Nicht nur Wohnun­gen, auch Flächen für Gewerbe- und Indus­trie sind in Jena Mangel­ware. Dies wird an den durch­gän­gig niedri­gen Leerstands­quo­ten ersicht­lich. Die Auswei­sung neuer Flächen als Bauland

sehen wir aufgrund der Flächen­neu­ver­sie­ge­lung aller­dings kritisch.

Um attrak­tiv für innova­tive Unter­neh­men zu bleiben, wollen wir uns dafür einset­zen, dass statt­des­sen vermehrt vorhan­dene Flächen, für die bereits Baurecht herrscht, entwi­ckelt werden. Flächen wie in den Berei­chen Mühlen­straße, Bahnhof Gösch­witz, Saalbahn­hof oder Flutgra­ben möchten wir prüfen und gegebe­nen­falls erschlie­ßen. Koope­ra­tive Nutzun­gen von Büro- oder anderem Arbeits­raum begrü­ßen wir und fördern kreative New-Work-Initia­ti­ven.

Für eine sichere und barrierearme Stadt für Jung und Alt

Mit dem Konzept der Bespiel­ba­ren Stadt möchten wir den öffent­li­chen Raum für Kinder siche­rer und besser erleb­bar gestal­ten. Ziel ist, dass Kinder eigen­stän­dig mobil sein können. Schul­wege und weitere Routen (z. B. in Wohnge­bie­ten, zu Spiel­plät­zen) sollen für Kinder sicher umgestal­tet werden und z. B. durch Spiel­mög­lich­kei­ten als Wegbe­glei­ter aufge­wer­tet werden. Umgestal­tun­gen nach diesem Konzept wurden in Jena-West bereits angesto­ßen. Wir möchten dies auf den Einzugs­be­reich aller Grund­schu­len und weitere häufig von Kindern frequen­tierte Gebiete auswei­ten. Dabei soll eng mit den Grund­schu­len und insbe­son­dere direkt betrof­fe­nen Kindern in den jewei­li­gen Stadt­tei­len zusam­men­ge­ar­bei­tet werden.

Mehr Sitzge­le­gen­hei­ten und Schat­ten­plätze sind nötig, damit insbe­son­dere ältere und mobili­täts­ein­ge­schränkte Perso­nen im Alltag selbst­stän­dig unter­wegs sein können. Bestehende Halte­stel­len müssen mit Schat­ten spenden­den Elemen­ten nachge­rüs­tet werden, neu errich­tete Halte­stel­len oder Warte­häus­chen von Anfang an so geplant werden. Wir betrach­ten das Stadt­bild mit inklu­si­vem Blick und setzen uns dafür ein, dass Weghin­der­nisse und Baustel­len auch für Menschen mit Behin­de­rung sicher passier­bar sind und es reizarme Aufent­halts­mög­lich­kei­ten in der Stadt und in öffent­li­chen Gebäu­den gibt.